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„… dass das Nachbarn waren! Die eigenen Nachbarn! 
Die sich kannten, wo die Kinder zusammen gespielt haben. 
Hier ist eine Kleinstadt aufeinander losgegangen, hier sind alle Dämme 
gebrochen, die eine Zivilisation normaler Weise zusammenhalten. 
Wo nicht mehr klar ist, wer ist jetzt hier Freund und wer ist Feind. 
Wie hauchdünn diese Schicht ist! 
Wie passiert sowas? So schnell ging das.“ 
Im Juni 1933 werden Hunderte Menschen in Köpenick von der Straße weg 
oder aus ihren Wohnungen entführt und tagelang gefoltert – es gibt weit 
über 20 Todesopfer. Überall in Deutschland finden zu Beginn des 
sogenannten Gleichschaltungsprozesses des NS-Staates Gewalt-Exzesse statt. 
Es gibt kaum zivile Gegenwehr, Polizei und Justiz können die Opfer nicht 
schützen oder wollen es in Teilen bereits nicht mehr. 
Nachbarn werden zu Opfern und zu Tätern. 
Dieser öffentlich sichtbare eskalierende Terror setzt der pluralen 
Gesellschaft der Weimarer Republik ein brutales Ende. 
Heute werden wir von immer offener auftretenden rechten Netzwerken 
unter Druck gesetzt. Rechtes Gedankengut ist in zunehmendem Maße präsent 
und beeinflusst gesellschaftliche Diskurse in seinem Sinne. 
Der Frühsommer 1933 ist näher an unserer gegenwärtigen Situation als 
Nazi-Deutschland ab der zweiten Hälfte der 1930er Jahre. 
Was ist damals geschehen, wie erinnern wir und was bedeuten die 
dramatischen Tage vom Juni 1933 für uns heute? Was geschah mit den 
Angehörigen der entführten, gefolterten und ermordeten Nachbarn, 
was mit den Ehefrauen, Müttern, Freundinnen, Geschwistern, 
deren Namen nirgendwo genannt werden? Wie wirkt der Schrecken 
bis in die 4. Generation nach? 
Anhand von Dokumenten aus dem Köpenicker und Landesarchiv Berlin, 
Zeitzeugenberichten und nach Gesprächen mit Nachfahr*innen der 
Opfer haben die Künstlerinnen diese Inszenierung erarbeitet. 
Aufführungsort: ABC-Hirschgarten, Hirschgartenstr. 4, 12555 Berlin-Köpenick 
In Kooperation mit Schlossplatztheater, alleins e.V., Museum Köpenick, 
gefördert durch Recherchestipendien: Berliner Senat für Kultur und Europa, 
Darstellende Künste 2021, Bildende Kunst 2022 und 
Fonds Darstellende Künste e.V. 2022. 
							
									
							
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