Teil I – Verwandtschaft

Ein Cousin meines Großvaters weicht meinen Fragen nach seinen Erinnerungen an die Kriegszeit in Litauen aus. Als ich in einer Pause kurz den Raum verlasse, sagt er: „… die bekommt von mir nichts raus – ja, so ist da

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Vor der Reise habe ich Verwandte aller drei Generationen zu ihren Erinnerungen, Vorstellungen und Projektionen zu Litauen befragt. Mitschnitt eines Gespräches, dass ich mit einem Cousin meines Großvaters im Beisein seiner Frau und einer Großtante geführt habe. Der Cousin war in Litauen geboren (Jahrgang 1913) und aufgewachsen und mit seinen Eltern nach 1939 ausgesiedelt worden. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Litauen (dem Überfall auf die Swojetunion 1941) kehrte er in seine Heimatstadt Panevėžys zurück.

 

Audio:

Gespräch mit Verwandten, die noch in Litauen geboren sind. Ich erzähle ihnen, dass ich nach Litauen fahre und dass mein Großvater, ihr Schwager, bzw. Cousin mir nie vom Krieg oder der Zeit der Umsiedlung erzählen wollte und mir stattdessen immer Geschichten von Elchen erzählte. Aber auch diese Verwandten weichen meinen Fragen nach ihren Kriegserlebnissen aus und der Cousin erzählt mir eine Elchgeschichte. Als ich in einer Pause kurz den Raum verlasse, sagt er: „… die bekommt von mir nichts raus – ja, so ist das“.

Video:

Mit der alten Super 8 Kamera meines Vaters filmte ich in Polen und Litauen die Lebensstationen meines Großvaters. Als ich das Material nach der Entwicklung das erste Mal anschaute, war da nur unbelichteter Film. Einzig auf einer Filmrolle war ein kurzer Abschnitt belichtet: die Memel bei Gelgaudiškis, dem Geburtsort meines Großvaters und der einzige Elch, den ich in Litauen gesehen habe – ausgestopft in einer Glasvitrine im Naturkunde Museum von Kaunas.