Teil III – Neutrale Zone | Foto

neutrale zone

Neutrale Zone, 2007, Foto, 100 x 65 cm

 

Email von Frau Dr. Ley, Gedenkstätte Konzentrationslager Sachsenhausen, Mai 2006: 

„Sehr geehrte Frau Ammon,

(…)
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Erkenntnis, dass ein Mitglied der eigenen Familie KZ-Wachmann war, sehr schwer ist. Leider ist gerade über die Mitglieder der SS-TV-Wachbataillone bislang nur wenig bekannt. Zwar hat Frau Orth eine wichtige Studie über die Ebene der Kommandanten vorgelegt (Orth, Karin (2000): Die Konzentrationslager-SS. Sozialstrukturelle Analysen und biographische Studien, Göttingen), die rangniedrigeren SS-Männer werden derzeit erst von eines Doktorandin unseres Gedenkstättendirektors erforscht, die aber noch lange nicht fertig ist. Ich habe die junge Wissenschaftlerin nach den beiden Bataillonen gefragt, in denen Ihr Großonkel war, zu beiden ist nach ihrer Aussage aber kaum etwas überliefert.

Bei Beginn des Eintritts in die TV erfolgte erst einmal eine 3-6 monatige Grundausbildung, die hauptsächlich militärisch, aber auch ideologisch ausgerichtet war. Die Ausbildung war von starkem Drill geprägt. Dann kam sehr bald der Wachdienst hinzu, allerdings sollte dann möglichst eine MG-Ausbildung bereits abgeschlossen sein. Die Männer konnten neben dem Wachdienst auch zum Objektschutz (z.B. Kasernengelände in Oranienburg, diverse Objekte in Berlin) eingesetzt werden. Vor allem in Außenlagern übernahmen sie übrigens auch Aufgaben, die im Stammlager von Kommandanturstabsangehörigen erledigt wurden.

1938 wurden Teile der Wachmannschaften auch für den Einmarsch in Österreich und in das Sudentenland kurzfristig verwendet. Es ist auch vorstellbar, dass es solche kürzeren Einsätze auch zu Kriegszeiten gab. Es ist allerdings fraglich, ob sich das aufgrund der schlechten Aktenlage (die SS vernichtete gezielt ihre Unterlagen kurz von Kriegsende) noch möglich ist.

Mehr kann ich Ihnen leider auch nicht sagen. In der Hoffnung, dass Ihnen die wenigen Informationen dennoch hilfreich sind,
verbleibe ich mit freundlichen Grüssen

Astrid Ley“