Ernestine
Serie aus 52 digitalisierten Dia-Positiven, die mein Großvater Reinhold von meiner Großmutter Ernestine in den Jahren 1970 – 1985 gemacht hat. Beide sind in Litauen aufgewachsen und durch die Folgen des 2. Weltkrieges über das von Deutschen besetzte Polen bis nach Niedersachsen gesiedelt. Als ich diese Dias im Nachlass meines Großvaters entdeckte, war ich nicht nur von der formalen Qualität der Bilder angetan – für mich enthalten sie in der Inszenierung meiner Großmutter durch meinen Großvater eine fundamentale Verlorenheit, die sich hier wortlos und nicht ohne Ironie kommuniziert. Heimat als Nicht-Ort: ein Gefühl, eine Hoffnung, eine Sehnsucht. Meine Familie ist bedingt durch den 2. Weltkrieg, sowohl mütterlicher- wie auch väterlicherseits geprägt von Migration. Die Gründe, Abläufe und Erfahrungen waren grundsätzlich verschieden – jedoch wuchs ich in einer Familie auf, deren Mittel- und Ankerpunkte, kulturelle wie soziale Verbindungen drastisch unterbrochen worden waren. Dies führt bis heute zu Haltungen, Verhaltensmustern und Strukturen, die mich faszinieren und in die ich gleichermaßen verstrickt bin.
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