Europäisches Patentamt Berlin

In der Kantine entsteht eine räumliche Metapher für das Spannungsverhältnis zwischen der Freiheit des Gedankens und der Wirtschaftlichkeit seiner Nutzbarmachung. Was machen Exklusivität und Eigentum von Wissen mit unserem Verständnis von Gemeinschaft? 1. Phase, 2 stufiger offener anonymer Kunst-am-Bau Wettbewerb

Offener anonymer zweiphasiger Kunst am Bau Wettbewerb (1. Runde, 2. Durchgang)

UNEIGENTUM

In der Kantine entsteht eine räumliche Metapher für das Spannungsverhältnis zwischen der Freiheit des Gedankens und der Wirtschaftlichkeit seiner Nutzbarmachung. Was machen Exklusivität und Eigentum von Wissen mit unserem Verständnis von Gemeinschaft? Sind die aktuell angenommenen Parameter für eine globale Marktwirtschaft auch im 21. Jahrhundert die richtigen Maßstäbe?

Das Tischobjekt

Ins Zentrum der Kantine wird unter dem Glasdach ein ca. 7 x 5 m großes amorphes Tisch-Objekt platziert, an dem bis zu 48 Mitarbeiter ihre Mahlzeiten einnehmen können. Die Un-Form des aus Ahornholz hergestellten Tisches ist nicht auf den ersten Blick erfassbar, sie kann als Bild für gedankliches Wissen gesehen werden. Das Tischobjekt setzt einen starken Akzent in dem nüchtern symmetrischen Raum. Die Tischbeine, die in Form und Ornamentik an die Gründerzeit erinnern (Entstehungszeit des Deutschen Patentamts), zitieren die ursprüngliche Funktion der Kantine (die langen Tische im Recherchesaal).

Das Lichtobjekt

Wie ein Echo, eine Vorahnung, ein Gedanke hallt die Grundform des Tisches in einem aus Buchstaben bestehenden Lichtobjekt wider, das über dem Tisch von der Decke abgehängt schwebt. Es hat die gleiche Umrissform wie die Tischfläche, ist aber etwas verdreht installiert, so dass die Formen versetzt zueinander laufen. Leuchtende Röhren bilden ein Gedicht-Fragment von Rilke. Das (Schluss-) Wort UNEIGENTUM ist direkt beim Betreten des Raumes sichtbar. Bei Sonneneinfall wandern die Schatten der Buchstaben durch den Raum.

 

Der Zwischenraum

Zwischen Tischfläche und Lichtobjekt wird ein Raum im Umraum der hohen Halle definiert. Dieser Zwischenraum kann als kaum fassbares Momentum der Transformation zwischen Gedanken und möglicher Formulierung gesehen werden. Das Verhältnis zwischen Körper, Objekt und Raum im Zentrum der Kantine wird zur Metapher für die komplexen Fragen, die das Patentamt bearbeitet, ohne dabei in eine illustrierende Geste abzugleiten.

In seinem Text thematisiert Rilke Eigentumsansprüche und die Kraft des Moments vor dinglicher Besitznahme. Die Frage nach den gesellschaftlichen Parametern von und dem wirtschaftlichen Hintergrund für Urheberrechtserhebung, Patent- und Markenschutz ist ein hochpolitisches Konstrukt, das mit UNEIGENTUM hier ästhetisch und visuell, poetisch und inspirierend sichtbar gemacht wird.

Der Raum wird von Tischobjekt und Leuchttext dominiert und auch nach oben gegliedert. Die ursprüngliche Atmosphäre des ehemaligen Recherchesaals wird durch die Materialität des Tisches und seiner Bestuhlung zitiert. Die eigentliche Verbindung zwischen beiden Elementen und dem Nutzer ist eine räumlich erfahrbare In-Bezug-Setzung.

Wie ein subtiles gedankliches Echo der Tätigkeit seiner Mitarbeiter spiegelt sich UNEIGENTUM in diesem historischen Raum des Patentamtes wider.